Die Zahlen sind beeindruckend, andere würden es eher als erschreckend bezeichnen. 65% aller Textilien weltweit sind aus synthetischen Chemiefasern hergestellt, deren prominentester Vertreter ist Polyester. Polyester bietet für Sportkleidung funktional viele positive Eigenschaften, ökologisch leider sehr wenige:

  • 75 Millionen Barrel Rohöl werden jährlich für die Herstellung verwendet, davon fließen 70% in die Produktion von Textilien.
  • Es ist nichts anderes als (Mikro-) Plastik und steuert 15 % zur jährlichen Plastikproduktion weltweit bei.
  • Einmal hergestellt, ist es biologisch nicht abbaubar und belastet mehrere hundert Jahre die Umwelt.
  • Winzige Faserbestandteile lösen sich jedes mal, wenn es in die Wäsche gepackt wird - ca. 1000 Mikroplastikfaser pro Wäsche für ein Sportshirt. Dieses Mikroplastik gelangt in Gewässer, Meere und ist Gift für viele Lebewesen. 

Recyceltes Polyester - Heilsbringer oder Rohrkrepierer?

Um das Problem zu adressieren, setzen immer mehr Fashion-Brands auf recycelte Materialien wie z.B. recyceltes Polyester (rPet). Das bietet angeblich den Vorteil, dass einige Kunststoffe  wie PET-Flaschen nicht auf Deponien und in den Weltmeeren landen. Stattdessen werden diese für die Herstellung von Polyester Fasern eingeschmolzen. Es wird also Plastikmüll aus dem einen Industriezweig in den der Fashion Industrie überführt.

Das verlagert das Problem allerdings nur und bietet keine strukturelle Lösung. Das eigentliche Kernproblem der massiven Umweltbelastung durch Mikroplastik bleibt - eine lauffähige Recycling Lösung für Polyester Textilien gibt es kaum. Zudem ist der Energie-Aufwand um recyceltes Polyester herzustellen sehr hoch. Über den verfahrenstechnischen Prozess und den genauen Ressourcenverbrauch gibt es auch wenig Transparenz.

Recycelte Sportbekleidung sollte daher dem Konsumenten nicht als das Allheilmittel für die umweltbelastende Fashion-Industrie verkauft werden. Denn es löst das Problem einfach nicht.

Naturmaterial in Sportbekleidung, ernsthaft?

Sportkleidung nachhaltig zu bekommen, bedeutet für uns deshalb auf Naturmaterial zu setzen - die "Performance-Optimizer" schreien jetzt vermutlich auf "Baumwolle beim Sport, geht gar nicht!" - Im speziellen Fall von Baumwolle kann man das auch noch nachvollziehen, Baumwolle saugt sich voll, wird schwer, trocknet langsam und müffelt schnell (wie Polyester übrigens auch)

Bei anderen Naturmaterialien wie beispielsweise Lyocell (Tencel) oder Merinowolle bleibt festzuhalten, dass sie sich sehr gut für den Sport eignen. Sie sind wesentlich ökologischer in der Herstellung + Entsorgung und kombinieren diesen Vorteil mit funktional sehr guten Eigenschaften. Lyocell Shirts sind bspw. atmungsaktiv, reißfest und haben eine thermoregulierende Funktion - außerdem wirken die Fasern geruchshemmend und ihre Feuchtigkeitsaufnahme ist wesentlich höher als bei Polyester.

Wir glauben daher fest daran, dass in allen Sportarten plastikfreie Sportbekleidung aus Naturmaterial bzw. natürlichen Rohstoffen seine Akzeptanz finden wird. Der beste und schnellste Weg dahin ist es dem Konsumenten ehrlich gegenüberzutreten. Polyester recycelt oder nicht ist Mikroplastik und somit nicht der Königsweg für nachhaltige Sportbekleidung bzw. Bekleidung allgemein.

Geposted von Rouven Kneipp am von Rouven Kneipp 1 Kommentar

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Kommentare (1)

  • Bernd Klein

    Moin,
    eine tolle Maßnahme. Statt 4 T-Shirts bei Kik, 1 bei Euch.
    Noch gibt es wenig Artikel, doch ich bin sicher, es werden bald mehr.
    Viel Erfolg.
    Bernd Klein

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