Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Befreiungsschlag oder taktisches Foul?

Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Befreiungsschlag oder taktisches Foul?

Aktuell findet in Glasgow die 26. UN-Klimakonferenz statt. Dabei sollen aktuelle Maßnahmen angepasst und der weltweite Klimaschutz vorangetrieben werden. Dieses Jahr sind insgesamt 22.000 Mitglieder von offiziellen Delegationen und 14.000 sogenannte Beobachter dabei. Darunter eine große Zahl an Lobbyisten, die andere Ziele als radikalen Umweltschutz verfolgen. Laut der Lobby-Kontroll-Organisation „Global Witness“ alleine 503 Teilnehmer, die die Interessen der fossilen Energie vertreten – mehr als jedes einzelne Land.

Dementsprechend stellt sich eine zügige, zufriedenstellende Kompromissbildung als problematisch dar.

Während Staatschefs mit Steueranreizen für Solarzellen werben, fordern Klimaaktivisten deutlich mehr Tempo und Ehrgeiz im Kampf gegen eine drohende Klimakatastrophe. Zu viele der besprochenen Punkte bleiben aktuell im Ungefähren, zu wenige werden verschärft und konkret verfolgt. Viele Entwicklungsländer haben schon jetzt mit den Auswirkungen, die zu großen Teilen von den Industrienationen verursacht werden, zu kämpfen und stehen diesen teilweise machtlos entgegen. Es benötigt nun Nationen und Bündnisse, die vorangehen, statt sich in leeren Reden und Zurückhaltung zu üben.

Der Klimawandel ist ein Thema, das für viele Menschen nach wie vor nicht greifbar ist. Wie lässt sich eine abstrakte, voranschreitende und meist unsichtbare Gefahr besser verdeutlichen?

Das geplante 1,5 Grad Ziel ist kaum noch zu erreichen. Sollten aktuelle Standards bestehen bleiben rechnen Experten mit einem Temperaturanstieg von bis zu 2,7 Grad Celsius in diesem Jahrhundert. Jedes Zehntel, jedes Hundertstel-Grad kann es für kommende Generationen einfacher machen, die Auswirkungen zu bewältigen.

Hochwasser, Waldbrände, Unwetter – auch kleinere Umweltumschwünge und Katastrophen sind an Orten zu beobachten, die als sehr überraschend verbucht werden können. Trotzdem stellen diese Vorkommnisse aktuell singuläre Ereignisse dar, die bewältigt werden können. Nicht außergewöhnlich genug sind diese Geschehnisse, da es schon immer Naturkatastrophen gab - auch wenn diese räumlich immer näherkommen. Es müssen Ziele formuliert werden, die den Alltag der Bevölkerung beeinflussen könnten, um dann dementsprechende Maßnahmen festzulegen. Keine Temperaturen - sondern Auswirkungen. 

Ein großes Problem ist, dass Politiker*innen meist an kurzfristigen Ergebnissen gemessen werden. Zu viele andere Themen liegen an, um sich den langfristigen Entwicklungen zu widmen. Hinzu kommt, dass ältere Generationen im Laufe ihres Lebens bereits mit anderen Krisen konfrontiert waren und diese ja auch mehr oder weniger „gut gegangen“ sind. Somit sind viele Menschen mit Katastrophenrhetorik schwer zu aktivieren. Nie aber waren alle Generationen und Einzelpersonen so sehr inbegriffen mit ihrem eigenen Handeln.

Um die Problematik greifbar zu machen, müssen Bilder geschaffen und mögliche Szenarien konstruiert werden:

Würde die Berliner Mauer noch stehen, könnte es sein, dass man in 50 Jahren „Bitte nicht vom Beckenrand springen“ – Schilder darauf installieren müsste.